Bonner Stimmen von der Landessynode 2023

Hier erste persönliche Eindrücke und Stimmen der Bonner Vertreterinnen und Vertreter auf der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Das Kirchenparlament tagte vom 15. bis 20. Januar in Düsseldorf. Bildung war eines der Schwerpunkthemen in Zeiten, in denen evangelische Kirche besonders gefragt ist, mit Profil und Leidenschaft für Menschen und Themen auch öffentlich aufzutreten.

Tagung der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland 2023 in Düsseldorf mit Präses Thorsten Latzel (rechts) / (Foto: Dietmar Pistorius)

Themen, die bewegen: Flüchtlingshilfe, Fluthilfe und Lützerath

Hier ein erstes persönliches Blitzlicht aus Düsseldorf von Wolfgang Albers. Der langjährige Polizeipräsident in Köln und Bonn ist Mitglied der Kirchenleitung und gehört zur Trinitatiskirchengemeinde Endenich:

„Dass der Ministerpräsident des größten Bundeslandes die Synode der evangelischen Kirche im Rheinland besucht, ist erst mal ein gutes Zeichen. Denn bei so einem Besuch geht es um die politische und gesellschaftliche Bedeutung der Kirche und ihrer Möglichkeit, auf Politik und Lebenswirklichkeit der Menschen Einfluss zu nehmen. Und ein Besuch ist daher auch immer eine Anerkennung und Wertschätzung des Besuchten. So stand zu Beginn seiner Rede der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die 220.000 Flüchtlinge, die in Nordrhein-Westfalen Unterschlupf gefunden haben („Die Nordrhein-Westfalen haben ein großes Herz“) sowie die sich daraus ergebenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen im Zentrum seiner Überlegungen. Daran schloss sich an ein bunter Strauß an unterschiedlichen Themen von Klimaschutz über die Bewältigung der Flut bis hin zur Bildung. Leider litt die Tiefe der Ausführungen ein wenig unter der Breite der Themenvielfalt. Dass das Thema `Lützerath´ das zur Zeit nicht nur Nordrhein-Westfalen, sondern natürlich auch die rheinische Synode bewegt, keine Erwähnung fand, fand nicht nur ich ärgerlich.

Die gesellschaftliche Bedeutung und das Engagement der Kirchen, der Gemeinden und der Diakonie sowohl bei der Unterstützung der Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine als auch bei der physischen und psychischen Bewältigung der Flut, wurde vom Ministerpräsidenten ausdrücklich hervorgehoben und mit Dank bedacht. Dass der Ministerpräsident unmittelbar nach seinem Grußwort zum nächsten Termin eilen musste, war schade, aber, gut, dass er da war“, so der Jurist Wolfgang Albers.

Superintendent Pistorius zum Thema Bildung: „Bonn kann Modellregion sein“

Dietmar Pistorius, Superintendent im Evangelischen Kirchenkreis Bonn: „Wir haben als Landessynode gerade mit einem Impulspapier unter dem Titel „Sensibel für Vielfalt und offen für Gott – Bildung in Evangelischer Freiheit“ vier Bildungsprojekte aufs Gleis gesetzt, die evangelische Bildung in der Weite unserer Landeskirche – und damit auch bei uns in Bonn unterstützen werden: Wir fördern die Vielfalt in unseren Bildungsangeboten weiter, wir vernetzen unsere Bildungsangebote mit anderen Bildungseinrichtungen zu Bildungslandschaften, wir unterstützen Religionslehrende schon von Beginn ihrer Ausbildung an und wir stärken die Familien als Bildungsorte. Für mich ist Bildung ein Kernthema unserer evangelischen Kirche. In Bonn sind wir da gut aufgestellt mit dem Haus der Familie als evangelischer Familienbildungsstätte, vielen Kindertagesstätten, einem evangelischen Gymnasium (Amos Comenius) und vielen Religionslehrenden und Pfarrpersonen an Berufsschulen, zahlreichen Bildungsangeboten in den Kirchengemeinden, der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität und vor allem dem Evangelischen Forum Bonn als Weiterbildungsträger, das ein Motor der Vernetzung unterschiedlicher Bildungsakteure in Bonn ist. Für das Projekt, Bildungslandschaften zu initiieren, bietet sich der Kirchenkreis Bonn und die Region als Modell gut an.“

Pfarrer Michael Schäfer: „Landessynode macht Mut für Kirche“

Für Pfarrer Michael Schäfer von der Lukaskirchengemeinde im Bonner Norden und der Altstadt ist es die erste Synode als Landessynodaler: „190 Personen in einem Hotel in Düsseldorf am Rhein, sechs Tage eng beieinander, wichtige Themen von der Arbeitszeit für Pfarrpersonen über eine Verschlankung der Kirchenordnung und politische Themen: Eine intensive Zeit, die viel Sitzfleisch erfordert. Die ganze Kirche von Emmerich bis Saarbrücken ist vertreten und diskutiert und streitet und sucht Kompromisse und Haltung. Wir, die Neuen bringen uns ein und werden gehört mit unseren Ideen. Was intensiv diskutiert wird und immer (fast) einstimmig beschlossen wird, sind die klugen und mutigen, ich finde auch: klaren Statements zu Themen wie Energie und Armut, Ukrainekrieg, Lützerath, Klimafragen. Dafür bin ich dankbar und das macht Mut, weil Kirche offensichtlich weiß, für was sie wichtig ist“, so Pfarrer Schäfer.

Dorothea Geffert: Berührendes Politisches Nachtgebet

Dorothea Geffert, Landessynodale von der Kirchengemeinde Vorgebirge: „Über die Einführung einer Arbeitszeit für Pfarrpersonen wurde im Vorfeld und auch auf der Synode viel diskutiert. Vor sechs Jahren war eine Entscheidung noch nicht möglich. Inzwischen hat ein Umdenken stattgefunden und wir beschlossen: Wie für andere Beamt:innen wird es auch für Pfarrpersonen eine wöchentliche Arbeitszeit von 41 Stunden geben. Dadurch wird ein Systemwechsel, ein Umdenken in den Gemeinden, in unserer Kirche nötig werden. Dem stellen wir uns mit dieser Entscheidung.

Besonders beeindruckend sind für mich in diesem Jahr die politischen Statements aus der Mitte der Synode. Höhepunkt war am Mittwochabend ein Politisches Nachtgebet, in dem wir uns mit den Menschen in Iran solidarisierten. 20 Jahre nach Dorothee Sölles Tod ist das nach wie vor ein großartiges Format, erlebtes Unrecht vor Gott zu bringen, zu klagen und zu hoffen. Persische Musik, Gebete, Stille, eine Erklärung der Synode, gemeinsames Singen, ein Gemälde, das während der Stunde fertig gestellt wurde, Kerzen ….“

Diakonie-Geschäftsführer Ulrich Hamacher: „Wirksame Maßnahmen gegen Not und Armut“

 

Gewohnt klar und deutlich: Ulrich Hamacher vor der rheinischen Landessynode (Foto: D. Pistorius)

Hier eine erste persönliche Bilanz wichtiger Themen der Synode vom Bonner Diakonie-Geschäftsführer Ulrich Hamacher: „Nach zwei Corona-geschädigten Online-Synoden war es gut, wieder vor Ort miteinander zu sprechen.

Nach durchaus kontroversen Debatten wurden einige Beschlüsse zu gesellschaftlich wichtigen Themen mit großen Mehrheiten gefasst. Zwei will ich nennen: Zum Braunkohleabbau unter Lützerath fordert die Evangelische Kirche im Rheinland ein Moratorium. Ziel ist in Ruhe zu prüfen, ob die Kohle von dort wirklich gebraucht wird. RWE hat ein Recht auf diesen Abbau, aber man muss eben nicht alles tun, was man tun darf.

Und zum Thema Energiekrise, Inflation und Armut fordern wir, den Armen so weit zu helfen, dass niemand in Not gerät. Wenn nötig, müssen zur Finanzierung Steuern für Gutverdienende erhöht oder eine grundgesetzkonforme Vermögenssteuer eingeführt werden“, so Ulrich Hamacher, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Bonn und Region.

Bonn gut vertreten auf der Landessynode

Die gewählten Landessynodalen aus dem Kirchenkreis Bonn sind neben Superintendent Dietmar Pistorius Dorothea Geffert (Evangelische Kirchengemeinde Vorgebirge), der Bonner Diakoniegeschäftsführer Ulrich Hamacher sowie erstmals auf der Synode Pfarrer Michael Schäfer (Lukaskirchengemeinde Bonn). Aus Bonn zudem auf der Synode mit Sitz in der Kirchenleitung Wolfgang Albers (Trinitatiskirchengemeinde Endenich), Lisa Marie Appel (Lehrerin am Amos Comenius-Gymnasium) und Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen sowie der Theologieprofessor Prof. Dr. Markus Saur und als Vertreterin der Studierenden in der EKiR die Bonner Theologiestudierende Merle Niederwemmer.

Nach zwei Jahren coronabedingter Online-Treffen fand die Jahrestagung des Kirchenparlaments wieder in Präsenz statt. Erstmals in der 75-jährigen Geschichte der Landessynode wurde Düsseldorf als Tagungsort gewählt. Seit 1975 versammelte sich die Synode in Bad Neuenahr-Ahrweiler, das von der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 schwer getroffen wurde.

Präsent und beherzt evangelische Kirche gestalten: die Landessynodalen aus Bonn 2023 in Düsseldorf (Foto: Petra Stroh)

Alle Infos, Beschlüsse und viele weitere Hintergründe finden Sie immer aktuell auf: https://landessynode.ekir.de

Aktuelle Eindrücke auch in den Social Medias von Superintendent Pistorius

Weitere Eindrücke finden Sie u.a. auch auf der Facebook-Seite des Bonner Superintendenten Dietmar Pistorius: https://www.facebook.com/dietmar.pistorius

(Diese Meldung wird laufend aktualisiert, zuletzt: 20.01.2023 / ger)

  • 16.01.2023
  • Red