„Weltuntergang ist keine Lösung.“ Mit klaren Worten und einer sehr nachdenklichen Predigt berührte der Präsident der Diakonie in Deutschland Rüdiger Schuch am Reformationstagabend mehr als 800 Menschen im zentralen Gottesdienst zum Reformationstag der evangelischen Kirche in Bonn in der Kreuzkirche. „Ich möchte Hoffnung predigen gegen die kaltblütige Benachteiligung von sozialen Schwachen und das ständige Bashing von Minderheiten.“
„Es ist schwer, in unserer Zeit nicht müde zu werden“, gestand Pfarrer Schuch und machte zugleich Mut zum Leben. „Christen sind keine Jenseitsvertröster. Die Hoffnung beginnt im Einsatz füreinander. Und Sehnsucht ist die kleine Schwester der Hoffnung und kann Kräfte freisetzen“, erklärte Präsident Schuch und bezog sich dabei auch auf die Arbeit in der Diakonie in Bonn. Er hatte seinen Besuch in der Bundesstadt genutzt, um vor der Reformationsfeier unter anderem die Angebote der Betreuungsarbeit des Diakonischen Werks Bonn und Region in Medinghoven zu erleben.
Wo stoße ich ganz persönlich an meine Grenzen?
Sehr berührt nahm Pfarrer Schuch auch die Statements von vier beispielhaften Voten im Gottesdienst von evangelischen Menschen aus der Stadtgesellschaft auf, die sehr persönlich erzählten, wo sie an ihre Grenzen stoßen: die Bonner Lehrerin Lisa Marie Appel, der Kommunalpolitiker Bert Justus Moll, Aidah Nakku aus Uganda von der Klimabewegung sowie Jason Pahl vom Betreuungsverein im Diakonischen Werk.
„Aus dem Glauben an die Auferstehung, wächst der Glaube, die Welt kann neu werden“, betonte Schuch in Auslegung der Bibelverse des Apostel Paulus. Viel Zuspruch von der versammelten Stadtgesellschaft. Unter ihnen die die Bonner OB Katja Dörner und viele, viele Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus Ökumene, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, die der Einladung des Evangelischen Kirchenkreises Bonn zur zentralen Bonner Reformationsfeier in die Stadtkirche gefolgt waren. Die Feier stand dieses Jahr unter dem Motto „Wer tritt für mich ein?“.
Hier die Predigt: 2024-10-31_Predigt Präsident Schuch Bonn
Ensembles der Kreuzkirche mit Motette von Johann Sebastian Bach
Der Festgottesdienst mit Superintendenten Dietmar Pistorius zum jährlichen Reformationstag in der evangelischen Stadtkirche am Kaiserplatz in Bonn wurde musikalisch wieder gestaltet von Ensembles der Kreuzkirche unter Leitung von Kantorin KMD Karin Freist-Wissing und KMD Stefan Horz an der Orgel. Es erklang unter anderem die doppelchörige Motette „Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf“ (BWV 226) mit der Kantorei und dem Sinfonieorchester der Kreuzkirche. Erstklassig und berührend vorgetragen.
Im Anschluss Empfang für die Stadtgesellschaft – Bläsermusik zur Begrüßung
Zur Begrüßung aller Gäste und Gottesdienstbesucherinnen und -besucher und spielten auch wieder Bläser aus Bonn und der Region stimmungsvoll Reformationschoräle und mehr auf dem X-tra-Platz vor der Kreuzkirche..
Stichwort Reformationstag
Am Reformationstag erinnert die evangelische Kirche weltweit jedes Jahr an den Beginn der Reformation durch Martin Luther vor mehr als 500 Jahren. Am 31. Oktober 1517 schlug der Reformator seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche in Wittenberg. Ein Tag, der jedes Jahr neu, die Reformbedürftigkeit der Kirche bedenkt und Kraft schenken will zum Glauben und für Veränderungen. 1542 wäre Bonn fast protestantisch geworden. Heute ist etwa jeder fünfte Bonner, jede fünfte Bonnerin evangelisch.
(Zuletzt aktualisiert 31.10.2024 / J. Gerhardt)