Wenn es dunkel wird, braucht der Mensch Hoffnung. Heute, am 21. Dezember, ist der kürzeste Tag des Jahrs, die Nacht am längsten. In Schweden, wo die Nächte noch länger sind, feiern sie das Santa Lucia-Fest. Mit wunderbaren Gesängen und viel Lichterschein erinnert es an die heilige Lucia: eine junge Frau, die vor 1700 Jahren mutig zu verfolgten Menschen in die Katakomben ihrer Stadt in Sizilien hinabsteigt, um ihnen Essen und Trinken zu bringen. Um die Hände frei zu haben und doch etwas sehen zu können, trägt sie einen Kranz mit leuchtenden Kerzen auf dem Kopf.
Bei Menschen, die im Dunkeln sitzen, Hoffnung und Zuversicht verbreiten – darum besuchen wir von unserer Gemeinde aus Menschen im Krankenhaus, Einsame zu Hause, laden jetzt ein zum „Lebendigen Advent“ jeden Abend vor einer Haustür im Veedel mit Musik, Andacht und manchmal einem Glühwein
Das tut gut. Denn Dunkelheit schlägt auf Dauer aufs Gemüt. Erst recht wenn sich die dunklen Tagen verbinden mit Sorgen um die Gesundheit, um die Kinder oder Eltern, mit der Unklarheit in der Welt in Politik und Gesellschaft.
Der eigentliche Gedenktag an Lucia liegt schon eine Woche zurück, doch in Skandinavien wo nördlich des Polarkreises die Sonne gerade gar nicht aufgeht, feiern sie noch Tage weiter. Auch im Wissen, dass es ab morgen langsam wieder heller werden. Und zwar nicht nur, weil sich die Erde in ihrer Umlaufbahn wieder mehr zur Sonne ausrichtet, sondern weil Menschen weiterhin unterwegs sind, anderen ein Licht des Lebens anzuzünden.
Joachim Gerhardt
Geistlicher Impuls
Joachim Gerhardt, Pfarrer an der Bonner Lutherkirche und Pressesprecher des Kirchenkreises Bonn, schreibt alle drei Wochen das „Wort zum Sonntag“ in der Gesamtausgabe der Kölnischen/Bonner Rundschau, auf Seite 4 in der der großen Tageszeitung in der Köln-/Bonner Region. Hier erfahren Sie mehr: www.rundschau-online.de