Evangelische Kirche in Bonn lud zum öffentlichen Dialog „Soziale Situation in der Stadt rund um den Kaiserplatz“

Bonn. Die evangelische Kirche in Bonn hat am Dienstagabend in der Kreuzkirche den „Runden Tisch: „Soziale Situation in der Stadt rund um den Kaiserplatz“ mit einer öffentlichen Diskussion zur Situation von obdachlosen Menschen, Drogenkonsum und Verwahrlosung in der Innenstadt eröffnet. Mehr als 80 interessierte Bürgerinnen und Bürger diskutierten mit Vertreterinnen und Vertretern von Stadt und Polizei, Einzelhandel, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen und der Parteien im Stadtrat.

Der Kaiserplatz: ein Ort mit seinem Umfeld zum Leben im Zentrum unserer Stadt, der für das Miteinander auch verschiedener Milieus besser gestaltet und geordnet werden sollte (Foto: J. Gerhardt)

„Runder Tisch“ soll Lösungsvorschläge bis Sommer 2023 erarbeiten 

„Die Armut in Deutschland nimmt aktuell deutlich zu und das spüren wir vor allem in den Städten“, erklärte der Bonner Superintendent Dietmar Pistorius, der die Veranstaltung moderierte. Gemeinsam mit Vertretern von Caritas und Diakonie rief er dazu auf, obdachlose Menschen nicht auszugrenzen. „Unser Ansatz ist es, gemeinsam mit den Menschen auch aus diesem Milieu Lösungen zu finden, damit alle gut in der Stadt leben können“, erklärte Superintendent Pistorius. Verdrängung von einem Platz zum anderen sei keine Option.

Lebhafte Debatte in der Kreuzkirche

Eine lebhafte Diskussion vor allem auch mit Anwohnerinnen und Anwohner, die persönlich eingeladen worden waren, zeigte: Die Herausforderungen sind sehr vielschichtig. Es geht um vernachlässigte öffentliche Flächen und Leerstände in Geschäften, Drogen und Kriminalität, aber auch um eine Partyszene jüngerer Menschen, die sich ebenfalls regemäßig hier treffen.

Ein Runder Tisch soll ab Januar 2023 vertraulich tagen und bis zum Sommer erste Lösungsvorschläge ausarbeiten. Gerade rund um den Kaiserplatz, an dem auch die evangelische Stadtkirche in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof liegt, hatten sich zuletzt mehrfach hitzige Debatten entzündet. „Wir wollen mit diesem Dialog, der unterschiedlichste Gruppen und Interessen zusammenführt, auch einen Beitrag zum Frieden in der Stadtgesellschaft leisten“, betonte Superintendent Pistorius. Es gehe dabei auch um die Attraktivität der Innenstadt.

An der Auftaktveranstaltung in der evangelischen Stadtkirche nahm unter anderem auch der Bonner Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken und Caritas Direktor Jean-Pierre Schneider, die städtische Sozialdezernentin Carolin Krause und Anja Ramos da Cruz Jorge, Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnenteil der Bundesstadt, sowie der Leiter des Ordnungsamts Ralf Bockshecker. Alle Beteiligten erklärten ihre Bereitschaft, mit ihren Experten auch am runden Tisch teilnehmen zu wollen. Lösungen gebe es nur „gemeinsam und in einem konstruktiven Dialogprozess“, mahnte Superintendent Pistorius. Die Kirchen verständen sich dabei auch als „Anwalt der Menschen mit keiner oder wenig Lobby in unserer Gesellschaft“.

(23.11.2022 / Andrea Hillebrand / Joachim Gerhardt)