Nun ist der Rahmen gesetzt. Nach intensiver Debatte und am Ende mit großer Mehrheit hat sich die Bonner Kreissynode auf ein Konzept für die Verteilungen der Pfarrstellen 2030 verständigt. Zugleich beschloss das Kirchenparlament einstimmig eine Erklärung zur „Energiekrise und Armut“, die sich und andere in die Pflicht nimmt.
Bei den Pfarrstellen können die zwölf Kirchengemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Bonn ab sofort in vier Kooperationsräumen planen und sollen sich hier deutlich enger und das nicht nur im Pfarrdienst miteinander verbinden (1. Bornheim und Alfter, 2. Bonner Norden, 3. Bonner Westen sowie 4. Bonn Innenstadt und Süden). Die für 2030 von der Landeskirche festgesetzten 14,5 Pfarrstellen verteilen sich: 11,5 in den Gemeinden und drei auf kreiskirchlicher Ebene. Dazu zählt auch die Krankenhausseelsorge. Durch die hohe Krankenhausdichte in Bonn sehen die Synodalen hier einen besonderen Bedarf.
Krankenhausseelsorge in Bonn besonders im Blick
„Wir stehen zur Krankenhauseelsorge auch unter den veränderten Rahmenbedingungen und werden für ausreichend hauptamtliche Kräfte sorgen“, erklärte der Bonner Superintendent Dietmar Pistorius. Er kündigte weitere Gespräche mit der Landeskirche an, damit diese die besonderen Herausforderungen von Kirchenkreisen am Standort eines Universitätsklinikums stärker in ihrer Planung berücksichtigt. „Wir lassen da nicht locker.“ Zugleich beschloss die Synode einstimmig, für Bonn ein Konzept zur Sicherung und Weiterentwicklung der Krankenhausseelsorge auf Kirchenkreisebene zu erarbeiten.
Das Pfarrstellrahmenkonzept, zwei Jahre auf vielen Ebenen schon diskutiert und gereift und jetzt unter der Überschrift „Kirche im Quartier“ setzt auf den bestehenden Gemeindegrenzen auf, sieht aber Anpassungen an kommunalen Grenzen vor. Das betrifft im Bonner Kirchenkreis, der sich auch über die Kommunen Alter und Bornheim erstreckt, vor allem Gemeinden, die das Bonner Stadtgebiet und den Rhein-Sieg-Kreis verbinden. „Erst einmal ist nur der Rahmen gesetzt, die inhaltliche Ausgestaltung beginnt jetzt“, betonte Superintendent Pistorius immer wieder. Wichtig vor allem: Mit dem neuen Konzept können ab sofort auch wieder frei werdende Pfarrstellen dauerhaft besetzt werden. Schon 2024 soll es einen ersten Abgleich der Planungen mit den neusten Entwicklungen an Kirchenmitgliedern, zu erwartenden jungen Theologinnen und Theologen sowie den Finanzen geben.
OB Dörner dankt für Rat und Tat der evangelische Kirche in der Stadt
Am Samstagmorgen hatte die Bonner Oberbürgermeister Katja Dörner den Protestanten ihren Dank für die „an vielen Orten so Gemeinschaft stiftende Arbeit der evangelischen Kirche“ überbracht und würdigte dabei das breite ehrenamtliche Engagement. Die protestantische Stimme erlebe sie „gerade in den komplexen Debatten unserer Stadt als sehr hilfreich“, sagte die OB und nannte beispielhaft Wohnungsnot und Obdachlosigkeit. Das Gemeinwesen und die Demokratie zu stärken, „das ist uns als reformatorischen Kirche ein Herzensanliegen“, gab Superintendent Pistorius herzlich zurück.
Klare Worte und Forderungen angesichts von Armut und Energiekrise
Passend dazu beschloss die Kreissyynode einstimmig unter dem Stichwort „Energiekrise und Armut“ eine Erklärung, Menschen in der Not jetzt besonders zu unterstützen. Kirchengemeinden erklären darin ihre Bereitschaft, weitere Räume zur Begegnung zu öffnen, auch mit preiswertem, bei Bedarf kostenlosem Mittagstisch. Ein Fond aus Eigenmitteln der Kirche und Spenden soll dort, wo nötig, Einzelhilfe leisten. Die Erklärung, die Diakonie -Geschäftsführer Ulrich Hamacher eingebracht hatte, spricht sich zudem für eine soziale Stadtgesellschaft aus, in der die Starken die Schwachen mittragen.
So ruft die Synode „alle Menschen, die es sich aufgrund ihrer Einkommenssituation leisten können, dazu auf, die staatlichen Hilfen, die sie in der Krise bekommen, ganz oder teilweise zu spenden für Hilfsmaßnahmen und direkte Hilfen an Bedürftige“. Für Bonn fordert sie die Aufstockung der Sozialberatung. Ausdrücklich verwehren sich die Bonner Protestanten gegen eine „politische Diskussion, in der Menschen mit geringem Arbeitseinkommen und Sozialleistungsempfänger gegeneinander ausgespielt werden, oft mit falschen Behauptungen über die Höhe ihrer Einkommen. Beide brauchen jetzt besonders Hilfe bei der Finanzierung ihres Lebens“, heißt es in der Erklärung.
Die Erklärung war schon am Freitagabend mit vielen Erfahrungen aus der Praxis und von Mitarbeitenden der Diakonischen Werks Bonn und Region lebhaft diskutiert worden. Vor allem vor der „Gefahr der Verschuldung vieler Menschen, die das jetzt gar nicht wahr haben wollen,“ warnte nachdrücklich der neu berufene Synodale Tim Achtermeyer, Landesvorsitzender der Grünen in NRW. (Hier der Beschluss im Wortlaut mit Empfehlungen an die Kirchengemeinden: Beschluss Energiekrise und Armut)
„Vielfalt der Menschen in der Kirche noch besser wahrnehmen“
Die Bonner Synode verabschiedete zudem eine Resolution zur Verurteilung der Gewalt an LGBTQIA+-Menschen und wird diese auch auf die Landessynode im Januar bringen. „Wir wollen gerade als evangelische Kirche die Vielfalt der Menschen noch besser wahrnehmen und wertschätzen“, erklärte Pfarrer Martin Engels, der für eine Arbeitsgruppe das Thema vorstellte. Einstimmiger Zuspruch. (Hier der Text: Anlage_3_Synode_Resolution und Antrag_Verurteilung_Gewalt_LGBTQIA+-Menschen)
„Mut baut Zukunft“: Jahresbericht und Wahlen
„Mut baut Zukunft“ ist die Überschrift, die Superintendent Pistorius seinem Jahresbericht zum Auftakt der Synode gegeben hatte und der ebenfalls engagiert diskutiert wurde. Zum Nachlesen hier: Synode_Bericht des Superintendenten_2022
Zukunft auch mit zwei neuen Ämtern im Kirchenkreis Bonn: Neue Vorsitzende im Fachausschuss Krankenhaussseelsorge wird Klinikseelsorgerin Pfarrerin Ute Schroller. Neue Synodalbeauftragte für den Konziliaren Prozess „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ Ursula Biehler (Johanniskirchengemeinde Duisdorf).
(12/11.2022/Text: J. Gerhardt)