Einführung des neuen Kreissynodalvorstands jetzt am Samstag in der Kreuzkirche – Flüchtlingshilfe, Klimaschutz und viel Mut zum Glauben und zu Veränderung waren die Themen auf der Kreissynode Bonn

Herzliche Einladung: Einführung der neuen Mitglieder im Kreissynodalvorstand des Evangelischen Kirchenkreises Bonn ist jetzt am Samstag, 23. November im Rahmen des Abendgottesdienstes in der Krypta der Kreuzkirche am Kaiserplatz, um 18.00 Uhr. Eingeführt durch Superintendent Dietmar Pistorius werden Dr. Andreas Einig und Carsten Schneider. Im Amt bestätigt bzw. zur Stellvertretung neu gewählt die Skriba Pfarrerin Dagmar Gruß sowie Dr. Jürgen Reifarth und Dorothea Geffert.

Auf ihrer Tagung am vergangenen Wochenende hatte die evangelische Kreissynode Bonn noch einmal mit Nachdruck und angesichts der jüngsten politischen Debatten um die Flüchtlingshilfe die Bedeutung der Integrationsarbeit bekräftigt. Viele Kirchengemeinden in Bonn und der Region sowie die Evangelische Migrations- und Flüchtlingsarbeit (EMFA) des Kirchenkreises sind hier weiterhin vor Ort sehr engagiert.

Ein Leben lang Einsatz für Geflüchtete und Migranten: großer Dank an Almut Schubert für 36 Jahre ehrenamtlicher Arbeit im Sinne der Menschenwürde (Foto: J. Gerhardt)

Aktuell gewähren auch zwei Gemeinden im Kirchenkreis Kirchenasyl. Sie wollen aber nicht genannt werden aus berechtigter Sorge vor Übergriffen. „Die Flüchtlingshilfe braucht weiter Rückendeckung. Gerade jetzt und in einer Gesellschaft, die Menschenwürde als ihr Fundament versteht“, betonte der Bonner Superintendent Dietmar Pistorius auf der Tagung im Haus der Evangelischen Kirche.

In einer Erklärung warnt Kreissynode daher davor, Migration und Flucht als populistische Wahlkampfthemen zu missbrauchen und fordert eine Versachlichung der Diskussion. „Es geht um Haltung“, sagte auch Carinna Pfeil von der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit (EMFA) und warb dafür, „auch die vielen guten Geschichten von Menschen mit Migrationserfahrung bei uns zu erzählen“. Carina Pfeil ist neue Nachfolgerin von Almut Schubert im Ausschuss für Flucht, Migration und Integration im Kirchenkreis Bonn.

Superintendent Pistorius: „Wahrnehmbar und wirksam bleiben“

Superintendent Dietmar Pistorius machte auch in seinem Jahresbericht sehr grundsätzlich deutlich, dass die evangelische Kirche in Bonn und der Region mit weniger Mitgliedern und auch hier inzwischen spürbar sinkenden finanziellen Möglichkeiten weiterhin „wahrnehmbar und wirksam“ bleiben wird. „Unsere Strukturen ändern sich, aber nicht unsere Haltung für Nächstenliebe und Barmherzigkeit.“ Das sei „wichtiger denn, je in einer Gesellschaft, die zunehmend von Egoismus und viel Einsamkeit geprägt ist.“

Hier der Jahresbericht von Superintendent Pistorius zum Nachlesen: Bericht_Superintendent_Herbstsynode 2024

Bürgermeisterin Mayer würdigt Einsatz der Kirchen für eine soziale Stadtgesellschaft

Bürgermeisterin Gabi Mayer dankte für die Stadt Bonn für das breite Engagement der evangelischen Kirche von der Diakonie über die Kindertagesstätten bis zur Stadtentwicklung. Beispielhaft nannte sie den Einsatz für den Kaiserplatz im Bonner Zentrum als Lebensraum für alle Menschen und für das gute Miteinander aller Religionen. „Unsere Stadt braucht die Stimme der Kirchen, wenn sie eine soziale Stadt bleiben will“, erklärte die Bürgermeisterin vor den 75 gewählten Vertreterinnen und Vertretern aus den 12 Kirchengemeinden aus den Kommunen Bonn, Alfter und Bornheim.

Superintendent Pistorius dankte für das gute Miteinander in der Stadtgesellschaft über viele Parteigrenzen hinweg und wurde zugleich nachdenklich: „Die Probleme, aber auch die Pläne der Stadt sind groß: Soweit wir können, unterstützen wir gerne und tragen zu Problemlösungen bei.“ Zugleich gehöre zur vertrauensvollen Kommunikation auch die Problemanzeigen. Die abnehmende finanhzielle Leistungsfähigkeit der Kirchen und aller Träger sozialer Arbeit, berge „ein enormes Risiko“ für die Stadt, an die im Zweifelsfall die Aufgaben zurückfallen würden. „Das macht mir Sorge im Blick auf unsere Gesellschaft. Denn gerade in den Kommunen und den unmittelbaren Lebensbezügen der Menschen macht sich fest, was sie einem demokratischen Staat zutrauen.“ 

Mit großem Dank für eine Arbeit, die Maßstäbe gesetzt hat auch für eine Kirche der Zukunft: Katrin Jürgensen hat das Fundraising im Kirchenkreis aufgebaut und nimmt nun nach 15 Jahren Abschied – ganz herzlichen Dank im Namen aller von Superintendent Pistorius und Susanne Eichhorn (Foto: J. Gerhardt)

Die Kirchengemeinden rücken zusammen: „Mehr gemeinsam machen und fragen: Was brauchen die Menschen?“

Im Hinblick auf die eigene Zukunft gibt es im Kirchenkreis Bonn inzwischen sehr konkrete Pläne, die auf der Synode vorgestellt wurden: Die zwölf Kirchengemeinden rücken gerade in vier Kooperationsräumen sehr viel enger zusammen. Superintendent Pistorius: „Unsere Kirche ist in Bewegung, mehr denn je gemeinsam“ Erste neue Angebote seien bereits gemeindeübergreifend entstanden wie die Initiative „Frei-Bonn“ für junger Menschen in der Kirche, das zentrale Projekt „Segen berührt“ mit der Segensfeier für Babys und Familien in der Matthäikirche Hardtberg oder jüngst das große „Bonner Tauffest“ mit den Nachbarkirchenkreisen im Sommer mit 259 Taufen auf dem Festivalgelände des Kunstrasens.

In den vier Kooperationsraum ist man mit viel Zuversicht, und das wurde immer wieder von Gemeindevertreterinnen und -vertretern betont, unterwegs. Drei Räumen peilen bereits Gemeindefusionen 2026 an. „Aber auch unter dem Dach einer Gemeinde bleibt die Kirche im Dorf“, betont Superintendent Pistorius. „Wir werden uns aber lösen von manch eigenen Vorstellungen und mehr denn je fragen: Was brauchen die Menschen?“

Pfarrerin Dr. Anne Kathrin Quaas, neue Leiterin des Evangelischen Forum und der Stadtkirchenarbeit, hatte dazu stimmig in ihrer Morgenandacht der Synode das Bibelwort des Apostel Paulus als „Nachdenkaufgabe mit in die Beratungen geben: „Prüfet alles und das Gute behaltet.“

Haushalt im Defizit

Deutlich benannte der Superintendent und die im Kreissynodalvorstand (KSV) für die Finanzen zuständige Ehrenamtliche Susanne Eichhorn die Aufgabe der Haushaltskonsolidierung für den Kirchenkreis wie für alle Kirchengemeinden. Der Doppelhaushalt allein des Kirchenkreises weist für 2024 bei einem Gesamtvolumen von rund 4,2 Millionen Euro ein planerisches Defizit von 353.270 Euro und für 2025 in Höhe von 331.204 Euro auf. Der neugebildete Finanzausschuss hat mit den Beratungen zur Haushaltskonsolidierung begonnen. „Im Herbst 2025 werden wir Weichen stellen, auch um unsere Kirche finanziell zukunftsfähig zu machen“, so Susanne Eichhorn.

„Es muss bei uns um Gott gehen. Und Gott ist da, wo die Menschen sind“, predigte Professorin Cornelia Richter in einem beherzten Gottesdienst zum Auftakt der Synode wie immer in der Schlosskirche, der ersten evangelischen Gemeindekirche in Bonn (Foto: J. Gerhardt)

Vielfältige evangelische Kirche vom Gemeindekreis bis zur Universität

Die öffentliche Jahrestagung des evangelischen Kirchenparlaments begann in guter Tradition mit einem Gottesdienst am Freitagabend in der Schlosskirche, der ersten evangelischen Gemeindekirche im Hauptgebäude der Universität. Sehr persönlich wie festlich gestaltet von der neuen Universitätspredigerin Professorin Dr. Cornelia Richter gemeinsam mit Studierenden an der Uni Bonn. Professorin Richter warb in ihrer Predigt für mehr „Konzentration auf Theologie. Es muss bei uns um Gott gehen. Denn dass er in uns wirksam wird, gibt uns erst Hoffnung.“ Das Wort Strukturveränderung könne sie schon nicht mehr hören und traue ihm auch nicht viel zu. Sie mache die Erfahrung bei jungen Menschen: „Die suchen Gottesdienst. Aber nicht dort und dann, wo es schon immer so war. Es muss zu ihrem Leben passen. Und es braucht ein Thema, das betrifft. Es muss bei uns um Gott gehen. Und Gott ist da, wo die Menschen sind.“

Unter dem Motto „Vielfältig wahrnehmbar und wirksam sein – Mixed Ecology Church – Kirche in Vielfalt gestalten“ gab im Anschluss Pfarrer Birger Falcke, Experte der Landeskirche zum Thema, einen Impulsvortrag. Eine muntere Diskussion über moderne und vielfältige Gemeindeformen, die nach Bonn und die Region passen, schloss sich an.

„Kirche braucht Pfarrerinnen und Pfarrer“

Die Zukunft des Pfarrdienstes und der Nachwuchsgewinnung junger Theologinnen und Theologen stand dann auch am Samstag auf der Tagesordnung. „Wir haben große Sorge, dass wir künftig zu wenig Menschen für den Pfarrdienst haben.“ Die Bonner Synode fordert nun von der Landeskirche ein „klares Bekenntnis“ zum Erhalt von mehr Pfarrstellen, mehr Nachwuchsgewinnung, auch das Theologiestudium attraktiver zu gestalten und die Förderung von Religionsunterricht an Schulen.

Viel junge Leidenschaft und Ideen im Kirchenkreis Bonn: die Vikarinnen und Vikaren und Pfarrerinnen und Pfarrer der ersten Amtszeit mit Superintendent Pistorius auf der Synode (Foto: J. Gerhardt)

„Mit Sorge blicken wir auf die Zielzahl der Vollzeitpfarrstellen von 700 für das Jahr 2040, da diese sich nicht allein aus schwindenden Kirchensteuermitteln ergibt, sondern auch aus einem Mangel an am Pfarrdienst interessierten Menschen“, heißt es in der Erklärung, die die Bonner Vikare Erik Nestler und Martin von Dobbeler einbrachten. „Wir müssen dem Negativtrend eine positives Bild dieses tollen Berufs entgegensetzen. Kirche braucht Pfarrerinnen und Pfarrer„, betonten beide. Viel Aplauss im Plenum. Ein enger Austausch mit den evangelischen Fakultäten wie zum Beispiel in Bonn, ist dabei ausdrücklich gewünscht. Zudem soll die Ausbildung von Prädikantinnen und Prädikanten zur Ergänzung des Pfarrdienstes gestärkt werden. (Hier der Antrag an die Landessynode: Anlage 4_Resolution Nachwuchsgewinnung)

Wichtige Wahlen im Vorstand des Kirchenkreises

Gewählt wurde auch für den siebenköpfigen Kreissynodalvorstand (KSV) des Kirchenkreises Bonn. Als Skriba, die dritte Theologin im Vorstand, wurde Pfarrerin Dagmar Gruß (Johanniskirchengemeinde Duisdorf) bestätigt.  Neu gewählt wurden als  Laien Carsten Schneider aus Alfter, bekannt in Bonn auch als stellvertretenden Leiter der Feuerwehr und Rettungsdienste, sowie Dr. Andreas Einig, Diakoniewissenschaftlern und Experte gerade auch für kirchliche Unternehmensentwicklung aus Endenich. Als ihre Stellvertreter wurden gewählt bzw. bestätigt Dorothea Geffert aus Bornheim und Dr. Jürgen Reifarth aus Bonn-Castell. Mit großem Dank verabschiedet wurde Jürgen Filietz aus Röttgen für acht Jahre KSV auch „mit viel Herzblut für Kirche und die mutige Gestaltung von Veränderungen“, so Superintendent Pistorius.

Einführung der neuen KSV-Mitglieder ist Samstag, 23. November im Rahmen des Abendgottesdienstes in der Krypta der Kreuzkirche am Kaiserplatz, 18.00 Uhr. 

Neu im Vorstand des Kirchenkreises: Scriba Pfarrerin Dagmar Gruß (v.l.), Dr. Andreas Einig, Dorothea Geffert, Superintendent Dietmar Pistorius, Carsten Schneider, Dr. Jürgen Reifarth und ausscheidend Jürgen Fielitz (Foto: J. Gerhardt)

Neu wurde gewählt als Nachfolgerin der im Sommer verstorbenen Angela Beckmann für den Vorsitz im Öffentlichkeitsausschuss des Kirchenkreis ist Andrea Hillebrand, Leiterin der Unternehmenskommunikation der Diakonie Bonn und Region. Sie hat damit auch Sitz- und Stimmrecht in der Kreissynode und die wichtige Klammer zwischen Kirche und Diakonie wird damit in Bonn noch enger.

Auf dem Weg zur Traubhausgasneutralität 2035 für alle kirchlichen Gebäude

Auch beim Klimaschutz kommen die Bonner Protestanten wichtige Schritte voran auf dem Weg zur Traubhausgasneutralität 2035. Laut Klimamanagerin Annika Bohlen wird bis 2027 eine Bedarfsübersicht über alle Gebäude vorliegen. 88 seien bereits erfasst. „Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit zu verbinden, laute der Anspruch, „Mit diesem Ziel wollen wir unsere Orte als Orte zur Begegnung der Menschen nutzen und umgestalten.“ (Weitere Infos und Termine folgen zeitnah auf www.bonn-evangelisch.de)

Gerungen wurde um eine Position zur Klimaprotestbewegung „Letzte Generation“. Einem Antrag zur Solidarität mit der Bewegung und ihren Widerstandsformen konnte sich die Synode nicht anschließen, ist aber ausdrücklich bereit zum Gespräch mit deren „AG Vernetzung mit den Kirchen“.

Nach der ForuM-Studie

Über den Umgang mit den Ergebnissen der ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche berät die Synode kontinuierlich. Auf dieser Tagung wandte sie sich den in der evangelischen Kirche besonderen Faktoren zu, die sexualisierte Gewalt ermöglichen. Die Synodalen trugen Maßnahmen zusammen, die dagegen wirken sollen und die nun im Kirchenkreis und Gemeinden zur Umsetzung gebracht werden.

Partnerschaft mit „Kusini A“ gestärkt

Positiv die Nachrichten aus Afrika. Der Jugendaustausch im Spätsommer mit dem Bonner Partnerkirchenkreis „Kusini A“ im Nordwesten Tansanias war für alle ein großer Erfolg. Jetzt wird erstmals ein gemeinsamer Jugendausschuss eingesetzt werden, um noch regelmäßiger in digitalen Formaten mit Kusini in Kontakt zu bleiben. 2026 soll es zum Gegenbesuch Bonner Jugendlicher in Tansania kommen.

(16. November 2024 / zuletzt aktualisiert 22.11.2024 / Joachim Gerhardt)