Wort zum Sonntag: Zwei Wölfe in mir

Zum Jahreswechsel ist Bilanz ziehen angesagt bei mir und bei Ihnen vielleicht auch. Ich möchte es ehrlich tun und mir klarmachen: Niemand ist perfekt. In jedem von uns schlummern wunderbare Gaben, jeder kann lieben und einfühlsam sein. Und wer von uns wünscht sich nicht Harmonie und Frieden. Zugleich hat aber jeder auch seine Schattenseiten. Das richtig einzuschätzen, ist wichtig für einen realistischen Rückblick wie Ausblick und alle guten Vorsätze fürs neue Jahr.

Jahreslosung 2024 mit Fernsicht aus dem Siebengebirge (Bild: J. Gerhardt)

Angesichts eines wichtigen Lebensübergangs soll ein Indianerhäuptling seinem Sohn erzählt haben: „In jedem Menschen, mein Sohn, tobt ein Kampf zwischen zwei Wölfen. Der eine kämpft mit Neid und Eifersucht, Egoismus und vielen Ängsten. Der andere mit Großzügigkeit, Dankbarkeit, Freundlichkeit und Gelassenheit.“ – „Und welcher der beiden gewinnt?“, fragt der Sohn. „Am Ende der, den du fütterst“, antwortet der Vater.

Eine lebensweise Antwort. Beide Tiere sind auch mir nicht unbekannt. Ich höre aus den Worten des Vaters aber auch die Aufgabe und Verpflichtung: Du musst dich nicht wehrlos Stimmungen und Sorgen überlassen, du kannst mitsteuern, was dem Leben, was dir und dann auch dem Leben deiner Mitmenschen guttut.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, schreibt der Apostel Paulus an die junge Christengemeinde im griechischen Korinth. Der Vers aus dem 1. Korintherbrief (Kapitel 16, Vers 14) ist das biblische Leitwort, die „Jahreslosung“ für 2024.

Ein klarer Appell, welchem Wolf in mir ich Nahrung geben sollte und geben möchte, damit das neue Jahr ein gutes, vielleicht sogar ein noch besseres Jahr wird.
Joachim Gerhardt

Kölnische/Bonner Rundschau

Geistlicher Impuls

Joachim Gerhardt, Pfarrer an der Bonner Lutherkirche und Pressesprecher des Kirchenkreises Bonn, schreibt alle drei Wochen das „Wort zum Sonntag“ in der Gesamtausgabe der Kölnischen/Bonner Rundschau, auf Seite 4 in der der großen Tageszeitung in der Köln-/Bonner Region. Hier erfahren Sie mehr: www.rundschau-online.de

(Text erscheint am 30.12.2023)

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