„Sei perfekt“, „Ohne Fleiß kein Preis“, „Sei stark, ein Indianer kennt keinen Schmerz“. Kennen Sie diese Sätze? „Sei gefällig“ oder „Nutze deine Zeit!“
Wer hat einem das gesagt: die Mutter, der Vater, der Lehrer, der Opa …? Solche Sätze seit Kindertagen verinnerlicht prägen. Sie bestimmen bis heute unser Leben. In der Psychologie werden sie „Motivatoren“ genannt. Im Grundmuster sind es diese fünf Aussagen. Sie entscheiden wesentlich mit, dass und warum wir etwas tun.
Der Satz „Sei gefällig“ hat mich begleitet. Im guten Sinne wie im schlechten. Gut, weil er mich empathisch gemacht hat für das, was Menschen, denen ich begegne, brauchen. Andererseits macht er aber auch konfliktscheu, und ich stehe in der Gefahr, den Wert des Lebens vor allem aus der Anerkennung durch andere zu schöpfen.
Es gibt für mich einen weiteren „Motivator“, der mehr mit Glauben als mit Psychologie zu tun hat: „Du bist ein geliebter Mensch!“ Geliebt von einem Mitmenschen, geliebt von Gott. Vorbehaltlos, auch mit den eigenen Schwächen und Fehlern. In der Bibel wird dazu erzählt, dass sich der Himmel öffnet, als Jesus getauft wird und Gott spricht: „Du bist mein lieber Sohn, an Dir habe ich Wohlgefallen.“ Ich glaube, der Himmel öffnet sich immer, wenn dieser oder ein ähnlich schöner Satz erklingt.
Vielleicht ist das die große Chance von Glauben und Religion: Dass ich den Optimierungsanspruch von Gesellschaft wie Erziehung um die Liebe ergänze. Geliebt zu werden macht das Leben wertvoll. Liebe motiviert, sich immer wieder neu auf das Leben einzulassen und es gemeinsam mit den Nächsten zu teilen. Auch wenn keiner von uns perfekt ist.
Joachim Gerhardt
Geistlicher Impuls
Joachim Gerhardt, Pfarrer an der Bonner Lutherkirche und Pressesprecher des Kirchenkreises Bonn, schreibt alle drei Wochen das „Wort zum Sonntag“ in der Gesamtausgabe der Kölnischen/Bonner Rundschau, auf Seite 4 in der der großen Tageszeitung in der Köln-/Bonner Region. Hier erfahren Sie mehr: www.rundschau-online.de
(Text erscheint am 22.04.2023)