Wer ein Haustier hat, ist im Vorteil. Als mein Freund jetzt krank war, erzählt er, habe sich sein Hund zu ihm ins Bett gelegt, weil der gespürt habe: Herrchen braucht jetzt Zuspruch. Tiere vermitteln eine Ahnung, dass alle Lebewesen miteinander verbunden sind. Hund, Katze, Pferd, Haustiere jeder Art, aber auch Wildtiere.
Menschen die ihr Leben mit Tieren teilen, haben das Glück, sehr unmittelbar zu erfahren, was auch die Zusage einer guten Predigt sein sollte: Du bist wertvoll. Ich freue mich über dich. Egal, wie dein Tag war, wie du heute aussiehst, ob du Erfolg oder Misserfolg hast. Gut, dass du da bist, so wie du bist. Uns gegenseitig diese vorbehaltlose Annahme zu vermitteln, schaffen wir Menschen leider viel zu selten. Hier sind uns Tiere in der Vermittlung der göttlichen Liebe um einiges voraus.
Die Bibel betont, dass Tiere wie Pflanzen Teil der Schöpfung sind und gemeinsam mit den Menschen leiden, wenn Leben bedroht ist und zerstört wird (z.B. Römerbrief Kapitel 8). Um so bitterer, dass wir mit unserem Lebensstil zwei Drittel der Tierbestände in den vergangenen Jahrzehnten ausgelöscht haben. Fast 70 Prozent der Populationen von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Amphibien und Reptilien sind allein in den letzten 50 Jahren verschwunden unwiderruflich.
Im Schöpfungsbericht der Bibel werden die Tiere am selben Tag wie der Mensch erschaffen. Mensch und Tier aus Gottes Sicht also auf Augenhöhe. Den Bericht haben Priester vor etwa 2500 Jahren aufgeschrieben, nicht mit dem Anspruch, ein Biologielehrbuch zu verfassen. Sie wollten vor allem eins: Ehrfurcht und Achtsamkeit im Umgang mit der Schöpfung lehren. Das ist heute wichtiger denn je.
Joachim Gerhardt
Geistlicher Impuls
Joachim Gerhardt, Pfarrer an der Bonner Lutherkirche und Pressesprecher des Kirchenkreises Bonn, schreibt alle drei Wochen das „Wort zum Sonntag“ in der Gesamtausgabe der Kölnischen/Bonner Rundschau, auf Seite 4 in der der großen Tageszeitung in der Köln-/Bonner Region. Hier erfahren Sie mehr: www.rundschau-online.de
(Text erscheint am 28.01.2023)